GEB KITA Radolfzell | Stellungnahme des GEB Kita zum Thema elektronisches Bestell- und Abrechnungssystem in den städtischen Kitas und den Grundschulen
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Stellungnahme des GEB Kita zum Thema elektronisches Bestell- und Abrechnungssystem in den städtischen Kitas und den Grundschulen

Radolfzell, den 4. Oktober 2020

Betrifft die Sitzung des Gemeinderats am 6.10.2020

Sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte,

erst aus den Sitzungsunterlagen haben wir erfahren, dass über ein neues Verfahren der Essensbestellung entschieden werden soll. Der GEB Kita hatte vorher nicht die Gelegenheit, sich hierzu zu äußern.

Wir sind überrascht, dass eine solch grundlegende Änderung des Verfahrens nicht mit den betroffenen Eltern abgesprochen wird.

Zur Orientierung beschreiben wir Ihnen kurz das aktuelle Verfahren zur Essensbestellung aus Sicht der Eltern – am Beispiel der KiTa Mezgerwaidring: Jeden Tag, den das Kind in die Einrichtung kommt, erhält es automatisch ein warmes Mittagessen. Dieses Essen ist für alle Kinder gleich, wird von der Hauswirtschafterin ausgesucht und für eine Woche im Voraus von der Einrichtung geplant und bestellt. Sollte das Kind nicht in die Einrichtung kommen können (egal ob kurzfristig oder geplant), melden die Eltern das Kind bei der Einrichtung spätestens an diesem Tag bis 8.30h ab. Die Einrichtung übermittelt jeden Morgen die genau benötigte Anzahl der Essen an den Caterer, sodass nicht benötigte Essen nicht produziert und auch nicht bezahlt werden.

Jedenfalls für die Kindertagesstätte Mezgerwaidring ist die Darstellung in der Beschlussvorlage, aus unserer Sicht, also nicht richtig.

Folgende Aspekte möchten wir Ihnen für die Entscheidung mit auf den Weg geben:

  • Wir begrüßen ein zuverlässiges Abrechnungssystem. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Probleme mit den Buchungen. Hier brauchen Eltern Verlässlichkeit. Uns, den Vorstandsmitgliedern des GEB Kita, wurde deutlich gemacht, dass sich die personelle Situation der Abteilung nun verbessert habe und dass Unregelmäßigkeiten in der Abrechnung nun nicht mehr vorkommen sollten. Dass die Abrechnung an Dritte ausgelagert werden soll und die Eltern hierfür die Kosten übernehmen müssen, wurde dabei nicht angesprochen.
  • Wir gehen also davon aus, dass es frei werdende Ressourcen in der Abteilung Kindertagesbetreuung gibt. Diese müssen der fachlichen Arbeit zu Gute kommen und dürfen nicht eingespart werden.
  • Wir begrüßen, dass das Essen in der Menge passend zur Anzahl der Kinder produziert wird und nicht zu viel gekochtes oder nicht-abbestelltes Essen weggeworfen wird. Wobei es aus der Sicht der Eltern auch jetzt und in der Vergangenheit gar nicht zu einer solchen Verschwendung gekommen sein sollte, denn wenn ein Kind nicht in die Kita kommt, müssen dies die Eltern der Einrichtung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt mitteilen. Das Essen wird dann für den angegebenen Zeitraum abbestellt und muss auch nicht von den Eltern bezahlt werden. Auch in den Schulen sollte es, aus unserer Sicht, nicht zu einer solchen Verschwendung kommen, da unseres Wissens nach auch dort die Kinder abgemeldet werden, wenn sie nicht zum Essen kommen.
  • Zum Thema Verschwendung von Essen gehen aus der Beschlussvorlage keine Zahlen hervor. Wir haben dazu bisher keine Informationen über die Größe dieses Problems. Wir fordern daher mehr Transparenz und eine genaue Aufstellung der tatsächlich entsorgten Essen oder Gespräche mit allen Hauswirtschaftskräften.
  • Ein elektronisches Bestellsystem birgt für Eltern allerdings die Gefahr, dass sie vergessen, für ihr Kind Essen zu bestellen. Es muss eine Lösung dafür geben, dass Kinder, deren Eltern vergessen haben, Essen zu bestellen, nicht hungrig bleiben. Gleichzeitig birgt es auch die Gefahr, dass vergessen wird, das Essen abzubestellen, wenn das Kind kurzfristig nicht in die Betreuung kommen kann.
  • Für Eltern, die die technischen oder sprachlichen Möglichkeiten nicht haben, müssen Alternativen vorgehalten werden.
  • Ein Click-Preis von bis zu 0,30€ pro Bestellung ist für Eltern nicht akzeptabel. Hier handelt es sich, unserer Meinung nach, für die Eltern um eine versteckte Preiserhöhung, zu der sie keine Alternative haben. Ausgehend von einem Click-Preis von 0,30 Euro entstehen so pro Kind und Jahr zusätzliche Kosten in der Höhe von 66,00 Euro. Für Familien, die Sozialleistungen beziehen, müssen die Kosten aus unserer Sicht unbedingt übernommen werden.
  • Bezogen auf die Menge von 120.000 Essen im Jahr 2019 entstehen hier jährliche zusätzliche Kosten in Höhe von bis zu 36.000 Euro (bei einem Click-Preis von 0,30 Euro) für die Eltern. Ebenso ist bisher nicht geklärt, für welche „Clicks“ bezahlt werden muss. Für jede Bestellung, Änderung, Stornierung? Dann könnten sich die Kosten sogar noch weiter erhöhen. Wir haben den Eindruck, dass hiervon ausschließlich die Stadtverwaltung profitiert.
  • Die Grundsätze der Software sollten selbstverständlich intuitiv zu bedienen, nutzerfreundlich, offenen Standards genügen, webbasiert und als App auf allen üblichen Betriebssystemen und Geräten einwandfrei funktionieren (Android und iOs) und DSGVO konform sein. Es wäre vielleicht sinnvoll, vor einer Entscheidung die Software zu kennen und eine Testphase durchlaufen zu haben.
  • Insgesamt ist wichtig, dass diese Umstellung keinen erhöhten Personalbedarf in der Einrichtung verursacht, denn wenn jedes Kind ein individuelles Essen erhält, ist es für die ErzieherInnen mehr Aufwand zu prüfen, welches Kind nun was isst. Diese Zeit „fehlt“ dann an anderen Stellen im Tagesablauf. Außerdem zeigt unsere Erfahrung, dass es schwieriger ist, Kinder zu einer ausgewogenen Ernährung zu motivieren, wenn nicht alle Kinder das Gleiche essen.
  • Da die Einführung eines automatisierten individuellen Systems bei uns als GEB Kita viele Fragen aufwirft, fordern wir dazu auf, die Entscheidung für den Caterer von der Entscheidung über eine Bestellsoftware zu lösen und über diese Software erst nach weiteren Informationen und Diskussionen zu entscheiden.
  • Zur Auswahl des Caterers, wurde mit – aus unserer Sicht großem Aufwand – ein Testessen arrangiert. Erst im Nachgang (mit der Beschlussvorlage) wurde für uns deutlich, dass sich sowieso nur die Lieferanten beworben hatten, die die Einrichtungen schon jetzt mit dem Essen beliefern. Uns drängt sich also die Frage auf, warum man ein solches Testessen organisierte (bei dem es sowieso keine Auswahl gab) und die Zeit nicht sinnvoller in die Diskussion um ein solches Bestellsystem investiert wurde. Wurden z.B. die ErzieherInnen oder Hauswirtschaftskräfte befragt?
  • Des weiteren fordern wir, vor der Entscheidung für oder gegen ein neues Bestellsystem, die Elternbeiräte der betroffenen Einrichtungen zu befragen bzw. in die Entscheidungsfindung  mit einzubeziehen. Bisher sehen wir als Elternvertreterinnen keinen Bedarf, das Bestellsystem zu ändern.

Gern stehen wir, der Vorstand des GEB Kita, für weitere Gespräche bereit.

Der Gesamtelternbeirat Kita Radolfzell

Susanne Pantel, Sarah Yalcin, Ivanka Vogt, Annemarie Goldschmidt, Julia Birster